Projekte > Kunstprojekt - 10. bis 21. Juli
2006
Unter dem Motto "Kunst kommt nicht vom Können" haben wir zwei tolle
Wochen im Kindernest erlebt. Den Einstieg machte unsere Kunst- und
Kulturpädagogin Marie-Christine Martinez-Steiner, indem sie mit uns
erarbeitete:
Was ist ein Künstler? Was ist Kunst? Was ist ein Museum?
So schauten wir Vorschulkinder, mit unseren beiden Erzieherinnen in
Kochel das Franz Marc Museum an (Sehr zu empfehlen!!!). Dort gibt es doch
tatsächlich "NUR" Bilder von Franz Marc anzuschauen. Er war Maler und
starb schon 1916 mit nur 36 Jahren, hat aber viele (150) wunderschöne
Bilder hinterlassen:
z.B. blaue Pferde – rote Rehe und Heuhaufen, die wie bunte Birnen mit
Sahnehäubchen aussehen. Er malte ganz genau und liebte auch die
Grundfarben und Geometrische Formen. Im Museum durften wir, immer zu zweit
ein kleines Kunstwerk erschaffen und dem "Publikum" vorstellen.
Zum Glück haben wir so einen heißen Sommer! So hatten wir die
Gelegenheit beim Body-Painting selbst zum Kunstwerk zu werden. Das hat
viel Spaß gemacht und manchmal sehr gekitzelt.
Marie-Christine hat mit ihrem Mann eine ganz große Leinwand gebaut und
so konnten wir uns mit unseren eigenen gemalten Goache-Bildern darauf
verewigen.
Wer von Euch weiß, das die Lieblingsfarbe von Franz Marc BLAU war ?
Nach seiner Aussage war es die einzige Farbe, bei der er sich so richtig
wohl gefühlt hat.
Wir haben überlegt, welche Farbe es auf unserer Erde am meisten gibt?
BLAU ! Wie der Himmel und auch das Wasser, die Ozeane!
Manchmal ist das Wasser auch grün, grünblau und türkis!
Es gibt auch braunes Wasser – in dem baden wir aber nicht so gerne - und
Wasser ist in diesem heißen Sommer ganz bestimmt unser Lieblingselement!
Katharina hat mit uns ein riesiges Kleister-Wasserbild mit grünen und
blauen Farbpigmenten hergestellt: erst mit den Händen, dann mit den Füßen
– auch mit Händen und Füßen – naja, und schließlich sind ein paar Kinder
"zufällig" ausgerutscht und sahen aus wie "Plitsch und Platsch – die
Wasserelemente", die uns die zweite Woche begleiteten. Von ihnen haben wir
einiges über die Verschmutzung der Gewässer gelernt.
Auch die Musik von der "MOLDAU" haben wir gehört – kurz – weil wir so
lachen mussten und der Kleister so glitschig und rutschig war
....spätestens bei den Stromschnellen waren wir schneller wie die
"Moldau"....
Der Gartenschlauch hat mit viel lachen und gejauchze wieder Kinder aus uns
gemacht, die dann viel Gaudi auf der Wasserrutsche hatten....
Abends zum Elternabend war unser Bild, ein Bodenkunstwerk mit Teelichtern,
Muscheln und Steinen.
Walgesängen haben wir auch noch gelauscht. Die hören sich....naja, ein
bißchen merkwürdig an.
Aus unserem Wasserbild sind Plitsch und Platsch entstanden und hängen
jetzt bei uns im Kindernest an den Wänden.
Wir wissen jetzt, warum Franz Marc sich so wohl mit blau gefühlt hat,
denn wir haben uns "sau"-wohl in und mit blau gefühlt.
Wir wissen auch, warum das Meer so salzig schmeckt und das kein Wasser
auf der Erde verloren geht.....
Wollt Ihr das auch wissen?
Dann kommt vorbei!
Die pädagogische Seite ...
Es gibt natürlich auch noch eine Pädagogische Seite zu diesem Projekt.
Deshalb sei sie hier erwähnt – für die Menschen – die es interessiert.
In unserer leistungsorientierten Zeit und Gesellschaft halten wir, die
Erzieherinnen des Kindernestes, es für wichtig, das die Kreativität nicht
zu kurz kommt.
Die kognitive Entwicklung der Kinder wird in der Regel von Anfang an
gefördert, unterstützt und "im Auge" behalten.
Die Zeit vor der Schule ist reich an Angeboten und die Angebote werden
seit "Pisa" immer vielfältiger.
Doch was ist mit der Kreativität – der Möglichkeit eines Menschen sich
selbst und vor allem sein inneres Wesen auf ganz vielfältige Weise
auszudrücken?
Dem Selbstausdruck durch Bewegung, Stimme und schöpferischem Gestalten,
einen äußeren Raum zu ermöglichen, sehen wir unter anderem, als einen
wichtigen Pfeiler in unserer pädagogischen Arbeit im Kindernest.
Wir meinen, das es die Kinder von heute und somit die Menschen von morgen
innerlich stark macht und selbstbewusst – wenn sie heute lernen, welche
Möglichkeiten des Ausdruckes es überhaupt gibt.
Kunst entsteht nicht daher das irgend etwas gekonnt wird, sondern lässt
Individualität entstehen.
Den eigenen Ideen und Impulsen nachgehen dürfen.
Wir halten das für wichtig.
Außerdem ist der künstlerische Ausdruck, eine Möglichkeit mit
Frustsituationen umzugehen. Kein Mensch kann auf die Dauer nur
Leistungsstark und "gut drauf" sein.
Wie gehe ich mit Momenten um, in denen es mir mal nicht so gut geht ?
Wie kann ich meiner Lebensfreude einen angemessenes Kanal geben?
Freies malen, werken und gestalten - einfach mal still sein und in mich
lauschen, können Möglichkeiten sein, auch später dem Leben in seiner
ganzen emotionalen Breite und Tiefe zu begegnen.
Kommen die Kinder in die Schule und werden nach der Vorschulzeit, noch
einen Schritt weiter ins Leben entlassen, sollten sie neben kognitiver und
sozialer Reife, auch eine emotionale Kompetenz besitzen.
Deshalb unterstützen und fördern wir den emotionalen Ausdruck genauso, wie
alle anderen Bereiche auch.
"Kunst kommt nicht vom Können". Zum Glück!
Künstler – Maler, Bildhauer, Musiker zeigen ihre Stimmungen und Gefühle.
Sie sind und waren, Individualisten und eigensinnig. Für Eltern nicht
immer einfach, ein eigensinniges Kind zu haben....doch für die Entwicklung
Ihres Kindes, kann es auf alle Fälle auch im Hinblick auf die Zukunft von
Vorteil sein, einen "Sinn fürs Eigene" zu entwickeln......und Sie, als
Mutter und Vater, lernen mit.
Katharina und Marie-Christine
Erzieherinnen im Kindernest |